Gastwirte und Posthalter - Der Gasthof „Goldener Hirsch“ und die Familie Eckart
Die Geschichte des "Goldenen Hirschen" bis ins 18. Jahrhundert
Wie lange es den Gasthof „Goldener Hirsch“ schon am Marktplatz von Emskirchen gab, kann heute nicht mehr genau rekonstruiert werden. Leichter aufzuspüren ist dagegen die mit dem Gasthof fest verbundene Poststation. Zuerst nur eine Pferdewechselstation auf der Handelsroute zwischen Nürnberg und Frankfurt, wird der Gasthof 1623 zu einer vollwertigen Poststation aufgewertet.[1] Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Gegend, hatte der Gasthof auch immer wieder prominente Gäste. Das größte Ereignis dürfte wohl der Besuch der zukünftigen Kaiserin Maria Theresia von Österreich im Jahr 1745 gewesen sein. Andere prominente Gäste waren Beethoven, Schiller oder der venezianische Schriftsteller Giacomo Casanova.[2] 1746 erhält der Posthalter Johann Samuel Meyer von Kaiser Franz I. die Erlaubnis ein steinernes Postwappen über dem Eingangstor des Gasthofes anzubringen. Das Wappen ist dort bis heute sichtbar.
Johannes Eckart wird Gastwirt
Nachdem der bisherige Gastwirt und Braumeister Friedrich Kurr gestorben war, übernahm am 29. November 1753 sein ehemaliger Braugeselle Johannes Eckart den Gasthof „Goldener Hirsch“. Für den Kaufpreis von 2.288 Gulden erhielt der damals 28-Jährige Johannes Eckart neben dem zweistöckigen und unterkellerten Gasthof mitsamt der Brauerei auch Stallungen für Pferde, Schweine und weiteres Vieh. Der Gastraum und die Küche befanden sich im Erdgeschoss, in der oberen Etage gab es einen großen Saal, der häufig für Tanzveranstaltungen genutzt wurde. Dazu kamen ein Felsenkeller für die Kühlung des Bieres, ein Küchen- und Grasgarten sowie landwirtschaftlich genutzte Grundstücke. Die dem Gasthof angeschlossene Poststation wurde indessen weiterhin durch einen eigenen Posthalter geführt. Erst einige Jahre nach dessen Tod 1752 übernahm Johannes Eckart 1757 als Wirt des „Goldenen Hirschen“ auch das Amt des kaiserlichen Reichsposthalters. Ein Visitationsbericht der Thurn-und-Taxis-Post aus dem Jahr 1782 beschreibt Emskirchen und besonders auch die Poststation im Gasthof. Demnach kümmerte sich Johannes Eckart zusammen mit seinem Sohn Michael um die fahrenden und reitenden Gäste: „Die Bewirtung ist, in jedem Betracht, gut“ beurteilte der Bericht.[3] Mit welchen Speisen die Gäste hier bewirtet wurden, können wir noch heute nachvollziehen. Einige Rezepte aus dem handgeschriebenen Kochbuch von Johannes Eckarts zweiter Frau Maria Christina Eckart aus dem Jahr 1776 sind heute noch im Familienarchiv vorhanden.
Die Familie Eckart und der "Goldene Hirsch"
Maria Christina Eckart führte nach dem Tod von Johannes Eckart den Gasthof und die Posthalterei zusammen mit ihren Kindern weiter. Johannes Eckarts erste Frau Barbara war bereits 1775 im Alter von 51 Jahren gestorben, die Kinder aus dieser Ehe waren erwachsen und berufstätig. Maria Christina verkaufte den Gasthof mitsamt der Poststation am 25. November 1815 an ihren jüngsten Sohn Carl August für 31.776 Gulden. Der „Napoleon von Emskirchen“, wie Carl August auch genannt wurde, heiratete sehr vorteilhaft und war bald der reichste Bürger von Emskirchen. Der Gasthof und die Posthalterei blühten unter ihm und seiner Frau Kunigunda auf. Nach 31 erfolgreichen Jahren ging Carl August 1846 in den Ruhestand und überließ die Posthalterei und den Gasthof seinem Sohn Gottfried Eckart. Ein Vierteljahr vor der Eröffnung der neuen Bahnlinie zwischen Nürnberg und Würzburg verkaufte Gottfried Eckart den Gasthof samt Poststation an Ludwig Beyer, einen Gastwirt und Brauer aus Emskirchen. Damit endete im Februar 1865 die Geschichte des Gasthofes im Besitz der Familie Eckart. Der „Goldene Hirsch“ wurde allerdings erfolgreich weitergeführt und ist auch heute noch am Marktplatz von Emskirchen zu finden. Immer wieder kehrte auch die Familie Eckart nach Emskirchen und in den Gasthof zurück und veranstaltete hier ihre Familientage.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 72 f.
- ↑ Homepage des Gasthof Goldener Hirsch: http://alte-poststation-goldener-hirsch.de/ueber-uns, zuletzt besucht am 14.09.2020.
- ↑ Visitationsbericht der Thurn und Taxis Post über die Station Emskirchen 1782, Zentralarchiv Fürst Thurn und Taxis in Regensburg, Postakten 1512, Bl. 9 und 10.
- ↑ Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 95-118.