Henriette Eckart (Da VII 1)
Henriette Christine Johanna Caroline Kunigunda Barbara Eckart, (*April 27, 1826, in Emskirchen, Germany, †January 15, 1902, in Munich, Germany).
Source text concerning Henriette Eckart
Short biography about Henriette, written down by her niece Hedwig Helms, from the Chronicle of the Eckart Family (FA-S346); compiled by Otto Eckart in 1927, part handwritten and part typed.
From her earliest youth, "Aunt Jette" dedicated her life to caring for others. In the same way that she, the eldest child, lovingly cared for her eleven younger siblings and selflessly helped her beloved mother until her death, her later life was also entirely devoted to the loving care of her extended family. Wherever a reliable person was needed in the family, "Aunt Jette" was called. Nobody was so selfless, kind-hearted and self-sacrificing when it came to caring for the sick, the children and the women in childbed.
Following the death of her mother, she came to Uncle Philipp Wich, her mother’s brother who lived in Nieder-Altenburg, as the family’s help, support and kind companion and confidante. Her absolute reliability and selfless devotion to whatever was entrusted to her led my father, for several years during the berry season, to send her to densely wooded regions to buy berries. Most of the time, several children were sent along with her, and these summer holidays in Wanstein, Zwiesel, Holzkirchen are among our most beautiful childhood memories. While she herself was a paradigm of touching unpretentiousness and modesty combined with an exemplary sense of duty, she also knew how to keep a tight rein on us children and teach us to be modest. Her spreading butter on bread became legendary in the family. She, whose hands were never idle, who – despite her strenuous activities – gave the most beautiful handiworks, especially elaborate embroideries, to all her loved ones, also ensured that the children placed in her care kept their hands busy. She demonstrated benevolent patience when teaching numerous nieces how to knit, sew and embroider. All the while, she was good at telling stories, fairytales as well as stories from her childhood. It was always a great pleasure for us when Aunt Jette came from Altenburg to visit, with her resilient self-made travel bag, bearing the inscription "Bon voyage" stitched in beads and which we children nearly snatched out of her hand, because we knew that it contained something for every one of us. It was the greatest pleasure for the good aunt, who was so infinitely unassuming when it came to herself, to give presents to other people as far as her modest means allowed. Nobody was forgotten, even if it was only a fried dough pastry typical for Kirchweih celebrations or a small purse knitted from wool.
Nachdem auch Onkel Philipp, dem sie nach dem erfolgten Tod seiner Frau weiter den Haushalt führte, gestorben war übersiedelte sie von Altenburg nach Nürnberg zu dessen Tochter, ihrem lieben Patenkinde Henriette Reuter, die nach dem Tode ihres Mannes dort ein Tee- und Kaffeegeschäft betrieb, um dem Hauswesen vorzustehen und die unmündigen Kinder zu versorgen. Dieses Geschäft konnte nicht hochkommen und wurde nach kurzem Bestand wieder aufgegeben. Jette Reuter, die ihre Kinder teils in Schulen, teils in Lehren untergebracht hatte, kam zuerst nach Niederaltenburg, wo sie eine Pension führte, dann zur Führung des Haushaltes zu Onkel Fritz nach München, Tante Jette kam zu uns, wo sie bis zu ihrem Tode blieb. Während dieser Jahre haben wir heranwachsenden Kinder sie noch ganz besonders schätzen und lieben gelernt. Ihr feiner, nie versagender Takt, ihre durch und durch vornehme Gesinnung, ihr seltener Verstand und ihre Güte schufen ihr überall Freunde und ihre Stube mit den traulichen, von ihrer Mutter ererbten Biedermeider-Möbeln war oft voll von Besuchen. Als die Vertraute von so vielen Familienmitgliedern hat sie zahlreiche Menschenschicksale geschaut, ist die einfachen wie die verworrensten Wege in liebevoller Teilnahme mit ihnen gegangen, dass ihr nichts Menschliches fremd war. Sie, die unvermählt geblieben, hatte Verständnis, Rat und Trost für jedes Leid. Ihr eigentlich unschönes Gesicht, das durch einen Schnurrbart noch besonders entstellt wurde, gewann allgemeine Sympathie durch den Ausdruck von grosser Intelligenz und Güte. Ohne viel Worte zu machen – denn nach Art der Eckarts lag ihr das nicht – fand sie stets die richtige Art Trost zu spenden und jeder, der ein schweres Herz ihr leerte, ging ruhiger von ihr. Wem ihre lieben schönen Hände in fast scheuer Weise – denn auch äussere Zärtlichkeitsbezeugungen waren ihrer herb-jungfräulichen Art nicht gelegen – über den Kopf strichen, der war sich so viel treuer teilnahmsvoller Liebe bewusst, dass er sich am richtigen Platze fand. Rückblickend bewundere ich heute das Verständnis, das die Hochbetagte der damals in den Kinderschuhen sich befindlichen Frauenbewegung entgegenbrachte, die bei bedeutend jüngeren Personen auf den stärkeren Widerstand gestossen und für deren Entwicklung die Siebzigerin die innigsten Wünsche hegte.
Der Tod ihres geliebten Bruders, meines Vaters, hat sie aufs tiefste erschüttert. Ich sehe sie noch in der Sterbestunde an seinem Bette sitzend, unfähig eine Träne weinen zu können, immer wieder die erkalteten Hände fassend und dann in der trüben Stunde des heranbrechenden Novembermorgens von ihm erzählend, Geschichten aus seiner frühesten Kindheit, die wir noch nichts wussten und die auch ihr wohl erst nach langen Jahren angesichts seines Todes wieder eingefallen sein mögen. Ausser ihm musste sie noch den Tod zweier geliebter Schwestern, Tante Jakobine Schneider, gestorben am 11.1.1900 und Tante Henriette Blaufuss, gestorben 25.1.1901 beweinen. Der Gottesglaube, ohne jede Spur von Bigotterie und ihre Ergebenheit in Gottes Willen, machten sie stark genug diese Verluste zu ertragen, bis sie selbst am 15.1.1902 ihre treuen Augen für immer schloss, tief betrauert von allen, die ihr nahe gestanden.
Sie war eine starke Persönlichkeit und zugleich ein Muster aufopfernder Selbsthingabe, wenn das Interesse ihrer über alles geliebten Familie es erheischte. Ich musste, als ich ihre toten Hände aus den meinen löste, an den Vers denken, den sie mir ins Album geschrieben und der sich bei ihr bewahrheitete:
Da du einst geboren warst aus Liebe
Weinest du, es freuten sich die Deinen
Lebe so, dass, wenn Dein Auge bricht,
Du dich freust, die Deinen aber weinen.
Geschrieben zu Tante Jettes Gedenken von Hedwig Helms, geb. Eckart
Sie ist begraben auf dem alten südl. Friedhofe in München in der Grabstätte ihres Bruders Friedrich Eckart."[1]
Einzelnachweise
- ↑ Familienarchiv Eckart, FA-S346 Chronik der Familie Eckart, zusammengestellt von Otto Eckart, Transkript.