Otto Eckart (Da VIII 23)

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Otto Friedrich Richard Eckart, (Da VIII 23), (*08.03.1877 München, † 13.12.1942 München), Konservenfabrikant, Diplom-Landwirt, königlich bayer. Kommerzienrat, Hauptmann, Familienforscher; oo Anita Doris Wilhelmine Hoppe 11.10.1906 München.

Kindheit am Gärtnerplatz
Otto Eckart im Alter von etwa drei Jahren.

Otto Eckart wurde am 8. März 1877 in München am Gärtnerplatz 1 geboren. Er war das achte Kind, von insgesamt dreizehn Kindern der Eheleute Johannes und Susanne Eckart. Seine jüngere Schwester Hedwig beschreibt Otto als ein „zartes und kränkliches Kind“, das von seinen Geschwistern regelmäßig aus der gemeinsam besuchten Volksschule vorzeitig nach Hause begleitet werden musste. Die Zeit auf dem Münchner Luitpold-Gymnasium fiel Otto schwer, nur für die Fächer Zeichnen und Musik konnte er sich begeistern. Sein Vater nahm ihn deshalb mit einjährigem Abitur von der Schule und schickte ihn, wie schon zuvor Ottos Bruder Fritz, für ein Auslandsjahr nach Bordeaux. Otto wohnte dort bei der befreundeten Familie Horeau, deren Sohn im Austausch zu den Eckarts nach München kam, und besuchte die Handelsschule. Nach Bordeaux verbrachte Otto noch einige Zeit in Paris. Zurück in München sprach er „tadellos französisch, hatte ein liebenswürdiges, sicheres, gewandtes Auftreten, sah sehr interessant aus … und machte sich überall beliebt.“ Ottos Wandel zum Lebemann brachte ihn allerdings auch später noch so manches Mal in die Bredouille.[1]

Studium in München und Rostock
Ein Gruppenporträt des Club Fidelitas von 1898.

Mit 19 Jahren begann Otto 1896 sein Landwirtschaftliches Studium an der Technischen Universität München. 1898 wechselte er für ein Semester an die königliche Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan. Zurück an der TU in München schloss er sein Studium im Jahr 1900 mit Diplom ab. Dem Studium der Landwirtschaft folgten noch drei Semester Chemie an der Universität in Rostock. Seit seiner Zeit als Student war Otto Mitglied der Studentenverbindung Akademischer Chemiker Verein, des Münchener Ruderclubs in Starnberg und aktiv im Kaufmanns-Casino und dessen Jugendorganisation „Fidelitas“. Hier, im Kaufmanns-Casino lernte er seine zukünftige Ehefrau, Anita Hoppe, kennen. In dieser Zeit begann er auch in der Konservenfabrik seines Vaters mitzuarbeiten. Von April 1901 bis März 1902 leistete Otto Eckart seinen Wehrdienst als „Einjährig-Freiwilliger“ beim Ersten Seebatallion der Marineinfanterie in Kiel.[2]

Das Hochzeitsfoto von Anita und Otto.

Das Testament seines Vaters Johannes Eckart sah eigentlich vor, dass Otto erst mit 30 Jahren in das Familienunternehmen eintrat. Sein zukünftiger Schwiegervater, ein Bankdirektor aus München, wollte jedoch noch vor der Hochzeit die wirtschaftliche Sicherheit seiner Tochter Anita garantiert sehen. 1906 trat Otto offiziell in die Firma Johs. Eckart ein. Am 11. Oktober des gleichen Jahres heirateten Anita und Otto in Nürnberg. Hedwig Eckart, Ottos Schwester, beschrieb die Beziehung der beiden als sehr harmonisch. Regelmäßig gab es in ihrer Wohnung in der Auenstr. 113 soziale Abende an denen gemeinsam musiziert und diskutiert wurde. Im Januar 1908 kam ihre erste Tochter, Ruth Eckart, zur Welt. Im März 1909 folgte mit Werner Eckart das zweite Kind. Die Familie zog 1910 raus aus der Stadt und aufs Land, nach Poing. Otto und Anita hatten ein altes Schulhaus gefunden und für 7.120 Mark erworben. Nach umfassender Renovierung wurde aus dem Schulhaus eine stattliche Villa. Mit 30 Gästen feierten sie Pfingsten 1911 ein fröhliches Einweihungsfest. Im nahegelegenen Grub hatte die Konservenfabrik zahlreiche Felder gepachtet und auch ein Büro eingerichtet, von wo aus Otto nun arbeiten konnte. Für den Weg von Grub nach Poing hatten die beiden sich ein Auto, einen „Sperber“ mit 17 PS, zugelegt. Otto, ein leidenschaftlicher Jäger, nahm regelmäßig sonntäglich an den Jagdgesellschaften in Poing teil. Als Ruth Eckart 1914 schulpflichtig wurde, mietete die Familie zusätzlich eine Wohnung in München in der Grillparzerstr. 43. Die Kinder, 1911 war mit Lisbeth Eckart das dritte Kind zur Welt gekommen, sollten in München zur Schule gehen.[3]

Die Kieler Jahre

1914 brach der erste Weltkrieg aus. Otto Eckart wurde am 3. August in Kiel zum Wehrdienst eingezogen, bereits sechs Tage später allerdings als „unabkömmlich“ zurückgestellt. Er kehrte nach München zurück und übernahm sogleich die Leitung des Betriebs in Zamdorf. Die Eckartsche Konservenfabrik belieferte das Deutsche Heer mit Nahrungsmitteln, in erster Linie Fleischkonserven und getrocknete Kartoffeln. Auch das mit dem deutschen Kaiserreich verbündete Osmanische Reich wurde von der Firma beliefert. Otto selbst unternahm im Frühjahr 1914 eine Geschäftsreise nach Istanbul, um Verhandlungen mit dem türkischen Kriegsministerium zu führen. Im Oktober 1914 wurde er erneut einberufen, diesmal zur XII. Seewehrabteilung. Im November kam er mit einer schweren Blinddarmentzündung in ein Kieler Lazarett. Nach einem schweren Krankheitsverlauf und einer Operation wurde er am 22. Dezember aus dem Lazarett entlassen und verbrachte die Weihnachtstage mit seiner Familie in Poing. Nach kurzer Zeit in München als Ausbilder beim 1. Infanterie-Regiment, kehrte Otto 1915 wieder nach Kiel zurück. Gegen Ende des gleichen Jahres folgte ihm seine Familie. Kurze Zeit wohnten sie unter beengten Bedingungen, bis sie 1916 eine geräumige Wohnung in der Norddeutschen Straße beziehen konnten. Im nahegelegenen Raisdorf bei Kiel erwarb Otto noch eine Bauernkate, um die zu Kriegszeiten knappe Versorgung mit Lebensmitteln für die Familie zu sichern. Im Oktober 1916, die Familie war erneut umgezogen und wohnte nun in einer Villa in der Kieler Bartelsallee, kam es zu einem tragischen Unfall. Bei einem Spaziergang scheute das Pferd, auf dem Otto ritt. In dem entstehenden Durcheinander wurde die damals fünfjährige Lisbeth Eckart, die ihren Vater begleitet hatte, von einer vorbeifahrenden Straßenbahn erfasst und so schwer verletzt, dass sie kurz darauf ihren Verletzungen erlag. Anita Eckart war zu Hause geblieben, sie war zu diesem Zeitpunkt bereits hochschwanger, und knapp einen Monat später wurde am 14. November 1916 Klaus Eckart geboren.[4]

Im Sommer 1918 ging der Krieg deutlich auf sein Ende zu. Anita war erneut schwanger und Otto war am 5. August zum „Königlich Bayerischen Kommerzienrat“ ernannt worden.[5] Die Novemberrevolution, die den Ersten Weltkrieg und auch das deutsche Kaiserreich beenden sollte, begann in Kiel. Die Familie Eckart erlebte die historischen Ereignisse persönlich mit.[6]

Zurück in München

Aus dem revolutionären Kiel zog die Familie Otto und Anita Eckart bald zurück in das bald ebenfalls revolutionäre Bayern. Am 6. Dezember kam in München mit Fritz Eckart der dritte Sohn von Otto und Anita zur Welt. 1919 wohnte die Familie wieder in der Grillparzerstr. 43 und verbrachte auch weiterhin viel Zeit in Poing. Das ehemalige Schulhaus wurde weiter umgebaut und um einige Nachbargrundstücke erweitert. Die dem Krieg folgenden Währungskrise und Hyperinflation überstand die Familie und auch die Firma „Johs. Eckart“. Im April 1921 kamen mit Horst Eckart und im Juli 1923 mit Ingeburg Eckart, das sechste und das siebte Kind der Familie zur Welt. Otto wurde 1923 in den Aufsichtsrat der Donau-Ost AG berufen und verbrachte einige Zeit auf geschäftlichen Auslandsreisen in die Türkei, nach Palästina oder Ägypten. Im Familienunternehmen „Johs. Eckart“ kam es allerdings immer öfter zu Spannungen zwischen Otto und seinem Neffen Hanns Eckart. Otto schied schließlich 1926 aus dem Unternehmen aus und übernahm eine in Konkurs befindliche Konservenfabrik in Ettmansdorf bei Schwandorf. Zusammen mit Anita und seinem ältesten Sohn Werner versuchte er die Fabrik wieder auf die Beine zu bringen. Werner musste dafür das Gymnasium abbrechen, bekam aber als Entschädigung die Briefmarkensammlung seines Vaters überreicht.

Otto mit seiner Familie an seinem 50sten Geburtstag am 8. März 1927.

1928 trat Otto in den „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ ein, der bewaffnete Arm der demokratiefeindlichen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). 1930 wurden Otto und Anita zum ersten Mal Großeltern. Ihre erstgeborene Tochter Ruth Eckart hatte 1929 den Betriebs- und Volkswirt Fritz Reuter geheiratet. Am 28. August 1930 kam ihr erster Sohn Johannes Reuter in Berlin zur Welt.

Für zwei Jahre wohnte die Familie Otto Eckart zwischen 1931 und 1933 in der Prinzregentenstr. 7 in München. Trotz der prunkhaften Wohnung im Herzen Münchens war es für die Familie Otto Eckart wirtschaftlich eine schwierige Zeit. Die Weltwirtschaftskrise hatte die neue Firma schwer mitgenommen, so dass sie 1932 erneut Konkurs anmelden mussten. Das Anwesen in Poing wurde vermietet, die zugehörige Landwirtschaft und die Tiere wurden verkauft oder verpachtet. Otto nutzte seinen guten Ruf als Geschäftsmann, um durch Hypotheken und Kredite genug Kapital für eine neue Firmengründung zu bekommen: Am 1. Juli 1932 wurde die Firma Otto Eckart in München gegründet. Die Geschäftsfelder waren neben Fruchtsaftherstellung, Konservenfabrikation auch ein Lebensmittelgroßhandel. Ottos Verbindungen zum Stahlhelm halfen ihm, erste Kunden zu werben, und er begann die Großküchen der Stahlhelm-Arbeitsdienstlager zu beliefern.[7]

Otto Eckart im Nationalsozialismus
Ein spätes Familienporträt, vermutlich zu Beginn des Jahres 1938. V.l.n.r.: Werner, Otto, Fritz, Otto, Horst, Anita, Anny, Ingeburg, Horst.

Im Januar 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Otto und Anita waren in Berlin und konnten den Fackelumzug der Faschisten durch das Brandenburger Tor mitverfolgen. In München besetzten die Nationalsozialisten im März das Rathaus und proklamierten ihre Machtübernahme. Noch im gleichen Jahr begann die systematische Verfolgung von Juden und politischen Gegnern. Aus dem Bekanntenkreis des Otto Eckart wurde der erfolgreiche jüdische Unternehmer Max Uhlfelder verhaftet. Nach seiner Freilassung kam er heimlich einige Tage bei der Familie Eckart unter, bevor er weiterzog und schließlich über die Schweiz in die USA emigrieren konnte.

Der neue, nationalsozialistische Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp wählte die Wohnung der Eckarts in der Prinzregentenstr. 7 als seinen neuen Dienstsitz. Die Familie musste ausziehen und zog im Juni 1934 in eine sehr geräumige Villa in der Pienzenauerstraße 41. Anita ging es zu dieser Zeit gesundheitlich immer schlechter. Sie wurde im Juli 1934 operiert, litt aber noch für einige Zeit an den Folgen der Krankheit. In dem Haus der Eckarts wohnten seit ihrer Hochzeit 1935 auch Werner Eckart mit seiner Frau, der Kindergärtnerin Anny Böhm. Anny unterstütze ihre kranke Schwiegermutter im Haushalt und half auch in der Firma Otto Eckart mit. Das Familienunternehmen wurde in der Folge von Otto, Anita, Werner und Anny geführt.

Anita Eckart starb am 21. Juni 1939 im Alter von 52 Jahren, noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Otto Eckart überließ in der folgenden Zeit das Geschäft des Familienbetriebs immer mehr seinem erstgeborenen Sohn Werner und seiner Schwiegertochter Anny Eckart. Neben ihrer Rolle in der Firma Otto Eckart führte Anny nun den Haushalt in der Pienzenauerstr. und pflegte ihren bald schwer kranken Schwiegervater Otto. Bis auf Werner, der aufgrund seiner Tätigkeit in der Firma „unabkömmlich“ war, wurden alle Söhne von Otto in die Wehrmacht eingezogen. Bevor Otto am 13. Dezember 1942 im Alter von 65 Jahren in München starb, musste er noch miterleben, wie seine Söhne Klaus und Fritz Eckart in einem Krieg ums Leben kamen, den er als Mitglied im Stahlhelm und seine Firma als wichtiger Lieferant der Wehrmacht half vorzubereiten.[8]

Familie

Aus der Ehe mit Anita Hoppe gingen 7 Kinder hervor.

  • Ruth Eckart (Da IX 32), (*15.01.1908 München, †19.04.1960 München).
  • Werner Johannes Adolf Eckart (Da IX 33), (*27.03.1909 München, †15.05.1997), Konservenfabrikant, Gründer von Pfanni, Konsul von Guatemala und Philippinen, Handelsrichter, Familienforscher.
  • Lisbeth Eckart (Da IX 34), (*14.10.1911 München, †06.10.1916 Kiel).
  • Klaus Karl Eduard Paul Eckart (Da IX 35), (*14.11.1916 Kiel. †03.06.1940 Forbach), Oberleutnant.
  • Fritz Ruprecht Eckart (Da IX 36), (*06.12.1918 München, †03.10.1942 Beverwjik, Niederlande), Leutnant.
  • Horst Eckart (Da IX 37), (*08.04.1921, †26.06.1944 Orcha, Russland), Leutnant.
  • Ingeburg Eckart (Da IX 38), (*23.07.1923 München), Musik-Professorin, Oberstudienrätin.

Einzelnachweise

  1. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 209.
  2. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 209-212.
  3. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 217-226.
  4. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 229-237.
  5. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 244 f.
  6. Familienarchiv Eckart, Poinger Erinnerungsbuch, 1969.
  7. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 259 ff.
  8. Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart. Von Franken nach München und Hawaii, München 2015, S. 281 ff.