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Die Familie Eckart
Die eigene Familie zu erforschen und die Geschichten und Daten der Vorfahren und Verwandten aufzuschreiben – damit begann die Familie Eckart etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dieser Auftrag wurde von Generation zu Generation weitergeben, insbesondere der Münchner Zweig widmete sich der Familienforschung. Otto Eckart (1877–1942) veröffentlichte 1937 erstmals eine Chronik mit Stammbäumen und Biographien.[1] Er richtete außerdem ein Familienarchiv ein, das seitdem ständig gewachsen ist und in dem sich inzwischen Dokumente, Bilder, Briefe und Familienobjekte aus mehreren Jahrhunderten befinden. Weitere Chroniken und Genealogien der Eckarts entstanden.[2]
In diesem Wiki wird das gesammelte Wissen nun online zugänglich gemacht, ergänzt durch ausgewählte Dokumente und Bildmaterial aus dem Archiv.
Die Vorfahren der Familie Eckart, 1460 bis 1865
Der Name Eckart ist ein alter deutscher Familienname. Ursprünglich war Eckart ein Vorname, z.B. Ekkehard, der sich auch zum Nachnamen wandelte. Der Name kommt aus dem Althochdeutschen, von „Ecka“, was „Schwert“ heißt, und von „harti“, was „hart“ oder auch „stark“ bedeutet. Die Familie Eckart besitzt ein eigenes Familienwappen. Das Wappen besteht aus einem roten Schild mit einem silbernen schräg-links Balken, überlegt von einem goldenen Herz. Aus diesem wächst ein grüner Eichenzweig mit drei goldenen Eicheln und vier grünen Blättern. Der Helm über dem Schild ist rot und golden bewulstet. Er befindet sich zwischen zwei roten Flügeln, der rechte mit silbernen schräg-links, der linke mit silbernen schräg-rechts Balken belegt, sowie einem Eichenzweig wie im Schild. Ein Vorfahre sagte einmal zum Wappen: „Wer ein Herz in seinem Wappen ziert, der soll sich seiner Vorgänger Aufrichtigkeit und Treue erinnern und sich gleichfalls solcher Tugenden befleißigen.“
Viele wichtige Dokumente und Quellen, die über die Geschichte der Familie Eckart Aufschluss geben könnten, wurden während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) zerstört. Allerdings gibt es in den bayerischen Staatsarchiven, Kirchenbüchern, im Germanischen Museum Nürnberg, im Familienarchiv der Grafen von Egloffstein etc. ab 1648 nahezu lückenloses, einschlägiges Material, das eine Rekonstruktion der Familiengeschichte ermöglicht. Der früheste nachweisbare Ahne der Familie ist Heinrich Eckart (ca. 1460–1516) aus Eckenreuth bei Betzenstein. In der Eckart-Genealogie wird er als Generation -V bezeichnet. Auf ihn folgten sein Sohn Friedrich Eckart (ca. 1490–1540), dessen Sohn wiederum – ebenfalls ein Friedrich (ca. 1515–1561) – verließ Betzenstein und ließ sich auf dem nahegelegenen Gut Hunger nieder. Sein Sohn Heinrich Eckart (ca. 1540–1569) war der erste protestantische Eckart. Wolff (1565–1632) war der erste aus der Familie Eckart, der als Bäcker in die Lebensmittelbranche einstieg. Sein Sohn Conz Eckart (1595–1634) war lange der erste bekannte Urahn der Familie und wird deshalb zur I. Generation gerechnet. Dessen jüngerer Sohn, der ein Ahn der heutigen Eckart-Linie ist, Hans Eckart der Jüngere (ca. 1619–1681), besaß ein Gut, den Prechtelhof in Egloffstein. Sein Sohn und sein Enkel Georg Eckart (1639–1713) und Sebastian Conrad Eckart (1688–1748) stiegen in das Gastwirtgewerbe ein und leiteten den „roten Ochsen“ und den Gasthof „Zur Krone“ in Langenzenn. Johannes Eckart (1725–1790) aus der V. Generation ist der bekannteste Eckart des 18. Jahrhunderts. Er lebte in Emskirchen und führte dort den Gasthof „Zum goldenen Hirschen“ mit Posthalterei. In der folgenden VI. Generation trennen sich nun die verschiedenen Eckart-Familienstämme: Johannes‘ Tochter Johanna (1778–1837) ist die Stammmutter der JS-Eckarts, seine Söhne Philipp (1781–1841), David (1785–1853) und Carl August (1787–1857) die Stammväter der Phi-Eckarts, Da-Eckarts und CA-Eckarts.
Die Familie Eckart in München, 1865 bis heute
Hauptartikel Familie Eckart in München
Zwei der Eckart-Stämme verdienen besonderes Interesse. Da ist zum einen die Linie, die von Carl August Eckart weitergeführt wurde. Sie ist eng mit dem Gasthof „Goldener Hirsch“ und der Posthalterei in Emskirchen verbunden. Man könnte sie die „Posthalterlinie“ nennen. Die zweite Linie, deren Vertreter höchst erfolgreich als Fabrikanten tätig wurden, stammte von David Eckart ab, Landwehrhauptmann und Wirt des Gasthofs „Schwarzer Adler“ in Emskirchen. Diese Linie kann als „Unternehmerlinie“ bezeichnet werden.
David Eckart hatte mit seiner Frau Jeanette geb. Wich (1801–1874) 12 Kinder. Zwischen 1850 und 1870 verließen alle Nachkommen der Familie Eckart ihre Heimat Emskirchen. Drei von ihnen wanderten sogar aus Deutschland aus. Babette Eckart ging als Erzieherin nach Russland, Christian und Maximilian zogen nach Hawaii. Benjamin schloss sich 1859 der französischen Fremdenlegion an, war zunächst zwei Jahre in Algier und danach in Mexiko. Johannes (1840–1899) und Friedrich (1827–1907) suchten ihr Glück in München.
Johannes Eckart kam 1863 nach München und gründete hier 1868 eine Fruchtsaftfabrik. Die Linie der heutigen Münchner Eckarts wurde von ihm begründet. Mit seiner Frau Susanne geb. Zick (1844–1909) hatte er 13 Kinder, von denen allerdings nur 7 das frühe Kindesalter überlebten. Friedrich Eckart ging ebenfalls nach München, allerdings später als sein Bruder. Friedrich war Chemiker und eröffnete 1877 eine Teerfabrik.
„Johs. Eckart Konservenfabrik“ wurde ab 1899 von Johannes' ältestem Sohn Friedrich Eckart (1870–1928) weitergeführt – anfangs allein, später mit seinem Bruder Otto (1877–1942). Nach dem Ersten Weltkrieg gelang es nicht, die Firma wieder auf Erfolgskurz zu bringen. Otto schied 1926 aus und gründete später die Firma „Otto Eckart“, die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu den „Pfanni“-Werken weiterentwickelte. Gemäß der Familientradition führte dann jeweils der älteste Sohn das Unternehmen weiter, zunächst Werner Eckart (1909–1997), danach Otto Eckart (1936–2016) und heute Werner Eckart (*1968).
Die Familie Eckart in Hawaii, 1866 bis heute
Hauptartikel Familie Eckart in Hawaii
Christian Eckart (1831–1875), als fünftes Kind von David und Jeanette Eckart geboren, hatte schon im Jahr 1855 Emskirchen verlassen. Er wählte ein ganz anderes und weitaus entfernteres Ziel: Honolulu auf Hawaii. 1867 eröffnete er dort ein Juweliergeschäft.
1868 kam auch Maximilian Eckart (1842–1918), Christians elf Jahre jüngerer Bruder, nach Hawaii. Er war offenbar von den Berichten seines Bruders so sehr beeindruckt, dass er ihm nachfolgte. Maximilian verdiente sich seinen Lebensunterhalt zunächst als Juwelier im Geschäft seines Bruders Christian. Nach dem Tod seines Bruders und seiner Schwägerin Mathilde übernahm er das Geschäft.
Mit seiner Frau Maria Louisa geb. Campbell (1862–1908) hatte Maximilian 12 Kinder und gründete damit den Hawaiianischen Zweig der Familie Eckart. Der Kontakt zu den Münchner Eckarts brach nie ab und ab den 1950er Jahren wurden die Beziehungen durch Maximilians jüngste Tochter Yette wieder intensiviert. „Aunt Yette“ galt als die treibende Kraft, die die Familien, die über die zwei Erdteile verstreut lebten, zusammenhielt.
Die weitverzweigte Familie Eckart trifft sich seit 1957 regelmäßig auf Familientagen.
Hier geht es zur Bildergalerie der Familie Eckart in Hawaii.
Die Gründung der Seidentrocknungsanstalt Zürich (1846–1870)
Warum eigentlich sollte man Seide trocknen? Seide kann ganz erheblich Wasser aufnehmen, und der kostenintensive Rohstoff Seide wurde nach Gewicht gehandelt und verkauft. Um für Käufer und Verkäufer faire, transparente Bedingungen herzustellen, versuchte man mittels Trocknung zu einem verlässlichen Standard zu kommen.
Vermutlich die erste Seidentrocknungsanstalt Europas wurde 1724 in Turin gegründet, gegen Ende des 18. Jahrhunderts zog Lyon nach, und noch vor der Seidentrocknungsanstalt in Zürich wurde 1844 jene in Elberfeld-Barmen ins Leben gerufen.
Angesichts des enormen Aufstiegs der Zürcher Seidenindustrie seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts benötigte auch der Wirtschaftsraum Nordschweiz eine eigene Seidentrocknungsanstalt. Am 22. September 1846 war es soweit, die Seidentrocknungsanstalt Zürich wurde im Zunfhaus "Zur Zimmerleuten" als Aktiengesellschaft gegründet. Der Kreis der Aktionäre setzte sich aus einer überschaubaren Zahl von Personen der Zürcher Seidenindustrie zusammen, bei denen vor allem die Verquickung von wirtschaftlichem und politischem Einfluss augenfällig ist. Unter der zunächst noch provisorischen Leitung von Heinrich von Muralt machte sich die Gruppe zunächst daran, Statuten für die neue Anstalt zu erarbeiten. Die zentrale Aufgabe der als „Seiden-Trocknungs-Anstalt in Zürich“ ins Leben gerufenen Institution bestand darin, das Handelsgewicht roher Seide zu ermitteln. Von Muralt entwickelte sich in den kommenden Jahren auch zur zentralen Führungsfigur der Seidentrocknungsanstalt Zürich.
In den Wintermonaten 1846/1847 drehte sich noch alles um Organisation, der Betrieb sollte erst 1847 starten. Ein Reglement wurde entworfen, der Erfahrungsaustausch mit der Seidentrocknungsanstalt in Elberfeld-Barmen und dessen Leiter Dr. Reinhard Kamp gepflegt, die staatliche Anerkennung als Gesellschaft organisiert. "Im Äusseren Tiefenhofe" in der Thalstrasse wurde die erste Adresse der Seidentrocknungsanstalt. Zwischenzeitlich wählte die Generalversammlung mit Johannes Schwarzenbach-Imhof den ersten Direktor der Seidentrocknungsanstalt, der sein Amt am 1. Februar 1847 antrat; drei Jahre später löste ihn Jakob Kölliker-Schmid ab, ebenfalls aus Thalwil. Johannes Schwarzenbach-Imhof wurde bald nach Elberfeld-Barmen und Krefeld gesendet, um von den Erfahrungen der dortigen Seidentrocknungsanstalten zu profitieren.
Auch in technischer Hinsicht suchte man in Zürich internationale Entwicklungen zu nutzen. Die frühen Trocknungsverfahren in Turin und Lyon hatten nicht den gewünschten Erfolg gebracht, denn sie führten nach wie vor nicht zuverlässig zu ortsunabhängigen Ergebnissen. Insbesondere die technischen Innovationen Joseph Léon Talabots stiessen in Zürich daher auf grosses Interesse, und im November 1846 entschied die Generalversammlung, Trocknungsapparate nach dem Talabot'schen System zu bestellen.
Am 1. Juli 1847 schliess nahm die Seidentrockungsanstalt Zürich - etwas später als ursprünglich geplant - den Betrieb auf. Die Nachfrage war gross, die Zürcher Seidenindustrie befand sich im Aufwind. Bereits 1848 wurden daher zusätzliche technische Apparate angeschafft sowie eine Filiale in Basel eröffnet. Die technische Entwicklung hielt unterdessen an, und wenige Jahre später, Mitte der 1850er Jahre, stand die Seidentrocknungsanstalt vor der Frage, neue Geräte auf Basis des Talabot-Persoz-Rogeat-Apparats zu kaufen. Die Entscheidungsträger zögerten, weil es in den Räumlichkeiten der Thalgasse bereits eng geworden war. Berichte über Erfahrungen, die in den Trocknungsanstalten in Lyon und Mailand mit dem neuen Apparat gemacht worden waren, sowie Rogeat selbst liessen indes die Zweifel verfliegen.
Die stark exportorientierte Schweizer Textilindustrie, darin die Zürcher Seidenindustrie, wuchs in der Mitte des 19. Jahrhunderts kräftig. Dazu trugen auch verbesserte Rahmenbedingungen bei, so die politische Stabilisierung seit 1848. Auch Vereinheitlichungen, Zollabbau und der Ausbau der Infrastruktur unterstützten die wirtschaftliche Stärkung. Davon, aber auch wechselseitig voneinander profitierten die Zürcher Seidenindustrie und die Seidentrocknungsanstalt Zürich. Letztere wurde damit zu einem Motor der Industrialisierung im Raum Zürich und weit darüber hinaus.
Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg weitete sich auch das Tätigkeitsfeld der Seidentrocknungsanstalt Zürich aus. Bis Mitte der 1850er Jahre auf ihr Kerngeschäft - die Bestimmung des Handelsgewichts von Rohseide - konzentriert, kamen mit der fortschreitenden Industrialisierung und der Erschliessung neuer Handelsplätze und Märkte neue Aufgaben auf die Zürcher Seidentrocknungsanstalt zu. Dazu gehörte ein neues Verfahren namens "Décreusage", die Abkochung der Seide. Die Ausweitung des Tätigkeitsfeldes hin zu einer Anstalt für Textilprüfung wurde jedoch wegen Platzmangels bis auf Weiteres zurückgestellt. Dieses Projekt wurde in den 1870er Jahren wieder aktuell, nachdem die Seidentrocknungsanstalt 1861 in den "Weissen Bären" mit Nebengebäuden am Talacker umgezogen war.
Einzelnachweise
- ↑ Familienarchiv Eckart, FA-B30 Chronik Familie Eckart 1937
- ↑ Eckart, Werner: Chronik der Familie Eckart, 1967; Killinger-Eckart, Heidi: Die Genealogie der Familie Eckart, München 2015; Eckart, Otto und Kamp, Michael: Die Geschichte der Familie Eckart, München 2015; Eckart, Otto: Pfanni, Mein Leben, München 2012.