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Schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte sich in der Nordschweiz ein Gewerberaum herausgebildet, der sich vor allem auf die Baumwollverarbeitung, die Herstellung von Seidenbändern sowie die Seidenweberei stützte.<ref>Vgl. Pfister: Entstehung, S. 14.</ref> Besonders in den Städten, die zunächst über gewisse wirtschaftliche Privilegien verfügten, hatte sich eine wohlhabende gewerbetreibende, bürgerliche Bevölkerungsschicht herausgebildet. Das Textilgewerbe fusste zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Verlagssystem. Der Verleger aus der Stadt besorgte den Einkauf der Rohware sowie die Vermarktung der Produkte. Als Mittelsmänner fungierten so genannte Fergger oder Zwischenmeister. Sie waren das Bindeglied zwischen Verleger und den Heimarbeitern, die meist in den ländlichen Regionen beheimatet waren. Die Fergger transportierten Roh- und Fertigwaren, zahlten Löhne aus und führten Kontrollen durch. Umlaufkapital sowie Gewinne solcher Protounternehmen waren nicht unansehnlich, doch blieb diese Entwicklung zunächst durch zahlreiche Privilegien vornehmlich auf die Städte beschränkt.
 
Im 19. Jahrhundert indes veränderte sich die Struktur der Schweizer Wirtschaft in starkem Masse. Der politische Machtverlust der Stadtpatriziate nach der Französischen Revolution sowie den Napoleonischen Kriegen und die sich anschliessende wirtschaftliche Liberalisierung der Regenerationszeit zwischen 1830 und 1848 ermöglichten langfristig neue Formen der gewerblichen Betätigung. Sie brachen das Monopol der städtischen Verleger. Marktbildung, Bevölkerungswachstum und technischer Fortschritt begünstigten ab den 1820er Jahren zahlreiche Unternehmensgründungen in der Seidenindustrie rund um Zürich und setzten eine Entwicklung in Gang, die dazu führte, dass die Seidenindustrie am Ende des Jahrhunderts zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Kantons zählte. Von 17 Unternehmen mit 5.500 Webstühlen (1824) wuchs die Zahl innerhalb von zehn Jahren auf 40 mit 6.600 Webstühlen, und 1842 wurden bereits 68 Unternehmen mit 10.000 Stühlen gezählt.<ref>Vgl. Bernegger: Zürcher Seidenindustrie, S. 78 und S. 80.</ref>  Zu dieser Zeit hatte das im Kanton Zürich investierte Kapital dasjenige der Baumwollindustrie bereits übertroffen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich eine neue Schicht von Unternehmerfamilien etabliert, deren Namen die Schweizer Seidenindustrie bis ins 20. Jahrhundert prägten. Produziert und erfolgreich vertrieben wurden vor allem leichte, glänzende Taffetgewebe, sogenannte Marcelines, weiche, starkfädige Seidengewebe wie Gros de Naples, Serges, Satins sowie Levantines.<ref>Vgl. Bodmer: Textilwirtschaft, S. 305.</ref> 
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren die schweizerischen Fabrikanten für die Trocknung ihrer Seide auf die ausländischen Trocknungsanstalten in Frankreich oder Norditalien angewiesen. In dieser „Take-off“-Phase der Industrialisierung stieg jedoch auch der Bedarf durch das Wachstum der anderen europäischen Textilindustrien beispielsweise entlang des Rheins deutlich. Lange Wartezeiten und höhere Speditionskosten, die damit einhergingen, mussten auch die Konkurrenzfähigkeit der schweizerischen Seidenunternehmen negativ beeinflussen. Kurzum: In den 1840er Jahren wurden auch in Zürich Überlegungen konkret, eine eigene Trocknungsanstalt in der Region zu etablieren.<ref>Nachweis?</ref>

Version vom 7. Oktober 2020, 09:24 Uhr