Die Familie Eckart in Poing: Unterschied zwischen den Versionen

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====== Lebensmittelpunkt Poing ======
====== Lebensmittelpunkt Poing ======
Am Pfingstsonntag 1911 war die eigentliche Einweihungsfeier. Spätestens hier deutete sich an, wie Poing bald ein wichtiger Bezugspunkt, nicht nur für die Familie, auch für Freunde und Bekannte werden sollte. Gäste kamen viele und sie blieben gerne über Nacht, manchmal wohnten sie auch über mehrere Wochen zusammen mit der Familie von Anita und Otto Eckart auf dem Anwesen in Poing. Neben zwei Mädchen, die Anita mit dem Haushalt halfen, wurde ein Diener, der gleichzeitig Gärtner war, eingestellt. Um den Garten nach Osten zu erweitern, kaufte Otto am 4. November 1911 das Nachbargrundstück. Ein Teil des neuen Grundstückes mitsamt einem alten baufälligen Haus konnten 1912 wieder verkauft werden. Zusätzlich tauschte die Familie 0,044 ha des neu erworbenen Grundstückes gegen ein 0,038 ha großes Stück der sogenannten „Franzosenbreite“ mit ihrem Nachbarn Gerbl.
Am Pfingstsonntag 1911 war die eigentliche Einweihungsfeier. Spätestens hier deutete sich an, wie Poing bald ein wichtiger Bezugspunkt, nicht nur für die Familie, auch für Freunde und Bekannte werden sollte. Gäste kamen viele und sie blieben gerne über Nacht, manchmal wohnten sie auch über mehrere Wochen zusammen mit der Familie von Anita und Otto Eckart auf dem Anwesen in Poing. Neben zwei Mädchen, die Anita mit dem Haushalt halfen, wurde ein Diener, der gleichzeitig Gärtner war, eingestellt. Um den Garten nach Osten zu erweitern, kaufte Otto am 4. November 1911 das Nachbargrundstück. Ein Teil des neuen Grundstückes mitsamt einem alten baufälligen Haus konnte 1912 wieder verkauft werden. Zusätzlich tauschte die Familie 0,044 ha des neu erworbenen Grundstückes gegen ein 0,038 ha großes Stück der sogenannten „Franzosenbreite“ mit ihrem Nachbarn Gerbl.


Otto machte eine Hunde- und bald auch eine Taubenzucht auf. Im großen geräumigen Hundezwinger lebte jederzeit zwischen 6 und 16 Hunden. Ein Zimmer auf dem Speicher wurde zum Taubenstall für Brieftauben. Für Gäste wurden oft Taubenwettflüge veranstaltet und es konnten Wetten abgeschlossen werden. Für ihre Brieftauben bekam die Familie Eckart viele Preise, u.a. die silberne Staatsmedaille von Bayern. Im Ersten Weltkrieg wurden die Brieftauben als ausgebildete Militärtauben beschlagnahmt. Auch durften sie nicht mehr ausfliegen und mussten im Stall gehalten werden.
Otto machte eine Hunde- und bald auch eine Taubenzucht auf. Im großen geräumigen Hundezwinger lebte jederzeit zwischen 6 und 16 Hunden. Ein Zimmer auf dem Speicher wurde zum Taubenstall für Brieftauben. Für Gäste wurden oft Taubenwettflüge veranstaltet und es konnten Wetten abgeschlossen werden. Für ihre Brieftauben bekam die Familie Eckart viele Preise, u.a. die silberne Staatsmedaille von Bayern. Im Ersten Weltkrieg wurden die Brieftauben als ausgebildete Militärtauben beschlagnahmt. Auch durften sie nicht mehr ausfliegen und mussten im Stall gehalten werden.

Version vom 29. September 2020, 13:13 Uhr

Nach einer umfassenden Renovierung war aus dem alten Schulhaus eine stattliche Villa geworden.
Das alte Poinger Schulhaus

Mit Poing verband die Familien von Otto und Fritz Eckart einiges. Die beiden Brüder und passionierten Jäger hatten zusammen die Poinger und auch die Gruber Jagd gepachtet. Im nahegelegenen Grub befand sich das ehemalige Landgut ihres Vaters Johannes Eckart, das die Konservenfabrik Johs. Eckart mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen belieferte. Bei einem Spaziergang durch Poing im Sommer 1910 entdeckten Otto und Anita ein altes, leerstehendes Haus. Im Garten war ein alter Pumpbrunnen, vor dem Haus standen zwei Kastanienbäume, im Westen ein paar Eschen, die Südseite war von einem verwilderten echten Weinstock überwuchert. Das geräumige Haus Nr. 40 war das ehemalige Poinger Schulhaus. Es war 1873 durch den Baumeister Johann Baptist Haydn erbaut worden. Nachdem sich die Zahl der Schüler über die Jahrzehnte verdreifacht hatte und in der Folge das Haus zu klein geworden war, wurde 1908 ein neues gebaut. Das alte Schulhaus blieb zwei Jahre lang leerstehend.

Noch im gleichen Sommer 1910 mieteten Anita und Otto Eckart das Haus als Sommerwohnung für monatlich 10 Mark und am 3. Oktober 1910 kaufte das Ehepaar das Haus. Das Geld für den Kauf und die folgende Renovierung stammte von Anita Eckarts Vater, Adolf Hoppe. Bis die junge Familie einziehen konnte, war noch einiges zu tun: Es wurden Wände ersetzt, ein Zimmer mit Balkon und Veranda angebaut, ein Keller ausgehoben, ein neues Haustor mit Vorbau errichtet, schadhaftes Mauerwerk ausgebessert und das ganze Haus grundlegend repariert. Danach wurde der Garten in Angriff genommen: Der Weinstock ging bei den Umbaumaßnahmen ein, stattdessen wurden auf der Südseite zwei Apfelbäume und ein Kirschbaum gepflanzt. Aus dem Bauschutt und dem Erdaushub des Kellers ließ Otto einen kleinen Hügel an der Zaungrenze des Grundstücks errichten, auf dem bald ein Alpengarten mitsamt einer kleinen Blockhütte errichtet wurde, das „Kaffeebergl“. Die Umbauten nahmen einige Zeit in Anspruch, aber am 1. April 1911 konnte die Familie in das Haus einziehen.

Der Hundezwinger im Garten von Poing. Zwischen 6 und 16 Hunde lebten hier.
Lebensmittelpunkt Poing

Am Pfingstsonntag 1911 war die eigentliche Einweihungsfeier. Spätestens hier deutete sich an, wie Poing bald ein wichtiger Bezugspunkt, nicht nur für die Familie, auch für Freunde und Bekannte werden sollte. Gäste kamen viele und sie blieben gerne über Nacht, manchmal wohnten sie auch über mehrere Wochen zusammen mit der Familie von Anita und Otto Eckart auf dem Anwesen in Poing. Neben zwei Mädchen, die Anita mit dem Haushalt halfen, wurde ein Diener, der gleichzeitig Gärtner war, eingestellt. Um den Garten nach Osten zu erweitern, kaufte Otto am 4. November 1911 das Nachbargrundstück. Ein Teil des neuen Grundstückes mitsamt einem alten baufälligen Haus konnte 1912 wieder verkauft werden. Zusätzlich tauschte die Familie 0,044 ha des neu erworbenen Grundstückes gegen ein 0,038 ha großes Stück der sogenannten „Franzosenbreite“ mit ihrem Nachbarn Gerbl.

Otto machte eine Hunde- und bald auch eine Taubenzucht auf. Im großen geräumigen Hundezwinger lebte jederzeit zwischen 6 und 16 Hunden. Ein Zimmer auf dem Speicher wurde zum Taubenstall für Brieftauben. Für Gäste wurden oft Taubenwettflüge veranstaltet und es konnten Wetten abgeschlossen werden. Für ihre Brieftauben bekam die Familie Eckart viele Preise, u.a. die silberne Staatsmedaille von Bayern. Im Ersten Weltkrieg wurden die Brieftauben als ausgebildete Militärtauben beschlagnahmt. Auch durften sie nicht mehr ausfliegen und mussten im Stall gehalten werden.

Drei Jahre lebte die Familie in Poing. Im Oktober 1914 mieteten Anita und Otto wieder eine Wohnung in München. Die Kinder waren schulpflichtig und sollten in München zur Schule gehen. Der Weg war zu weit um täglich zu pendeln. Das Anwesen in Poing sollte in Zukunft nur noch die sommerliche Residenz der Familie sein.

Im Oktober 1914 mietete die Familie wieder eine Wohnung in München. Die erstgeborene Tochter Ruth war schulpflichtig geworden und sollten in München zur Schule gehen. Der Weg war zu weit um täglich zu pendeln. Das Anwesen in Poing sollte in Zukunft nur noch die sommerliche Residenz der Familie sein. Ferien und Feiertage verbrachte die Familie weiterhin in Poing. So auch Weihnachten 1914.

Den Ersten Weltkrieg verbrachte die Familie Eckart die meiste Zeit in Kiel. Erst mit dem Ende des Krieges kam die Familie wieder zurück nach Poing. Die Zeit der Münchner Räterepublik verbrachten sie hier. Auch waren zu dieser Zeit Offiziere eines in München mordenden Freikorps in dem Anwesen in Poing einquartiert.

Das Laurent-Haus, kurz bevor es abgerissen wurde und dem neuen Ökonomie-Gebäude weichen musste.
Das neue Ökonomie Gebäude

Zwischen 1915 und 1919 wurde der Besitz in Poing um fünf Hektar Äcker und Wiesen und dem benachbarten Haus Nr. 35, das sogenannten Laurent-Haus, erweitert. Das Laurent-Haus ließen sie 1919 abreißen und nach den Plänen des Architekten Max Roth durch den Baumeister Lanzl für insgesamt 100.000 Mark ein neues Ökonomie Gebäude errichten. Hier wurden im Erdgeschoss drei Zimmer und eine Wohnküche für den Gärtner und seine Familie, im ersten Stock drei Zimmer und Wohnküche als Gästewohnung eingerichtet. Erster Gast war Alfons Hoppe, Anitas Vater, der auch dieses Mal der Familie finanziell unter die Arme gegriffen hatte und sämtliche Einrichtung des Gästehauses gestiftet hatte.

Der landwirtschaftliche Betrieb in und um das Anwesen in Poing wuchs beständig. 1932 umfasste es inzwischen 18 Tagwerk Land, die Eselstute Mina von Barnhelm, drei bis vier Kühe, zwei Pferde und dazu noch einige Schweine und Geflügel. Nach dem Krieg hatte sich der Lebensmittelpunkt der Familie Otto Eckart wieder nach München verlagert. In Poing kümmerten sich der im Ökonomie Gebäude wohnende Gärtner mitsamt seiner Familie hauptsächlich um die Landwirtschaft der Eckarts. Als der Gärtner 1932 kündigte um einen eigenen Hof zu gründen, beschlossen Anita und Otto die Landwirtschaft in Poing aufzugeben. Die Wiesen und Äcker wurden verpachtet, das lebende und tote Inventar verkauft. Noch im gleichen Jahr beschlossen sie auch das Haus Nr. 40, inzwischen eine stattliche Villa, in Zukunft zu vermieten. Auslöser dafür war das in den langen Abwesenheiten der Familie zweimal in der Villa eingebrochen worden war. Aber auch der Unterhalt der Villa war kein unerheblicher Aufwand. Die Familie Otto Eckart kam weiterhin im Sommer und zu den Feiertagen nach Poing, sie wohnten dann in der Gastwohnung im ersten Stock des Ökonomiegebäudes.

Dauerhaft von der Familie Eckart bewohnt war das Anwesen in Poing erst wieder im Spätsommer 1939. Am 17. September 1939 zog Ruth, die älteste Tochter von Otto und Anita, mit ihren drei Kindern von Berlin nach Poing. Ihr Mann, Fritz Reuther, musste beruflich in Berlin bleiben. Zur Versorgung während des Krieges begann Ruth auch erneut mit landwirtschaftlicher Tierhaltung. Wegen der Bombardierung Münchens kamen 1944 schließlich auch die restlichen Familienmitglieder wieder noch Poing: Tante Hedwig und Inge, Werner und Anny mit Ihren Kindern Otto, Heidi und Gisela. Während des Krieges waren auch immer wieder Soldatenkompanien im Poinger Anwesen untergebracht.

Nach dem Tod von Otto und Anita kam der Landsitz Poing in Besitz von Ruth Eckart und ihrem Mann Fritz Reuter, der hier 1971 starb. Ruths Sohn Klaus Reuther baute in den 1960er Jahren ein Haus in den Park neben die Villa, wo er mit seiner Familie lebte und auch seine Arztpraxis führte.

Quellen

  • Familienarchi Eckart, Poinger Erinnerungsbuch, 1969.